IHK-Präsidentin Jutta Kruft-Lohrengel sprach mit den JuMPs über Mut, die Frauenquote und die Zukunft der Automobilindustrie

Das Jahr 2019 begann für die JuMPs des Marketing Clubs Ruhr mit einem echten Highlight: Zum traditionellen Kaminabend durften sie am 14. Januar 2019 Jutta Kruft-Lohrengel begrüßen. Seit 2013 steht die erfolgreiche Unternehmerin aus Oberhausen als Präsidentin und damit erste Frau an der Spitze der IHK zu Essen (im Übrigen auch einzige Präsidentin an der Spitze der 16 IHKs in NRW).

Unternehmerin, IHK-Präsidentin, zweifache Mutter und ehrenamtlich stark engagiert – wie geht das? „Ich war schon immer ein neugieriger Mensch“, so Kruft-Lohrengel. „Ich habe viel Glück gehabt, doch ich war auch stets bereit, Risiken einzugehen und Neuem gegenüber aufgeschlossen und optimistisch zu sein. Das Leben hat mich dafür belohnt.“

Die Fußstapfen der Eltern

Als Unternehmerkind war die Selbstständigkeit für sie allgegenwärtig. Trotzdem entschied sie sich nicht sofort dafür, in die Fußstapfen ihrer Eltern zu treten. Nach zwei Semestern Lehramtsstudium kam schließlich die Einsicht – sie sattelte um auf BWL und trat nach dem Diplom in den elterlichen Betrieb ein. Rund fünf Jahre später übernahm sie die Geschäftsführung des BMW-Autohauses Kruft in Oberhausen.

In einem solchen Männerumfeld Fuß zu fassen, sei eine Herausforderung gewesen, berichtete Kruft-Lohrengel den JuMPs. „Am Anfang habe ich versucht, so zu sein wie mein Vater. Doch das hat nicht funktioniert, ich bin einfach ein anderer Mensch. Also habe ich begonnen, stattdessen lieber ich selbst zu sein. Ich habe der Welt entgegengelacht, meinen eigenen Weg gefunden und so die Akzeptanz der Belegschaft für mich gewonnen.“

Aktuell erlebe sie in ihrem Unternehmen die anspruchsvollste Zeit ihrer Karriere, so Kruft-Lohrengel. „Das Verbraucherverhalten, die Vertriebsmodelle, die Antriebsart – alles in der Automobilindustrie verändert sich rasant. Doch wir wissen nicht, in welche Richtung. Wir können nur den Markt beobachten und bereit sein, uns schnell anzupassen. Ich wünsche mir, dass wir uns als Autohaus in Zukunft als eine Art Mobilitätsmanager im Automobilbereich etablieren können.“

Steile Karriere in der IHK

Seit März 2008 gehört Jutta Kruft-Lohrengel dem IHK-Parlament an und wurde in dem Jahr als Vizepräsidentin in das Präsidium gewählt. Im März 2018 trat sie ihre zweite Amtszeit als Präsidentin an. Des Weiteren ist sie Mitglied im Vorstand von IHK NRW sowie der bundesweiten Dachorganisation DIHK. „Ich habe mich an die neuen Aufgaben herangetastet und großen Spaß an der Kammerarbeit bekommen.“ Was das Beste daran sei? „Dass ich dort wirklich etwas bewegen kann“, entgegnete Jutta Kruft-Lohrengel ohne Umschweife. Um genügend Zeit für die Kammerarbeit zu haben, zog sie sich sogar komplett aus dem operativen Geschäft im Autohaus zurück.

Herzensangelegenheiten

Neben vielen anderen Themenfeldern der IHK seien Kruft-Lohrengel frauenpolitische Themen eine besondere Herzensangelegenheit: „Ich wünsche den Frauen der nächsten Generationen viel Mut und Selbstvertrauen“, gab sie den JuMPs mit auf den Weg. In Sachen Frauenquote schlügen zwei Herzen in ihrer Brust: „Als Unternehmerin und IHK-Präsidentin bin ich klar dagegen: Es kommt schließlich auf den Menschen an, das Geschlecht sollte keine Rolle spielen. Doch als Frau kann ich nicht anders: Ich finde, wir brauchen eine Quote.“ Als Idee stellte sie in den Raum, zunächst eine befristete Quote einzuführen. Das könne dabei helfen, mehr Akzeptanz für das Thema zu schaffen.

Auch das Thema Fachkräftemangel sei ihr ein großes Anliegen, berichtete Jutta Kruft-Lohrengel. Gerade in diesem Bereich stehe die IHK den Unternehmen verstärkt beratend zur Seite. „Die älteren Generationen müssen umdenken“, sagte sie unverblümt. „Es braucht heute mehr als Geld, um junge Menschen ans eigene Unternehmen zu binden.“ Moderne, flexible Arbeitsbedingungen sowie sinnstiftende Tätigkeiten seien die Währung der Zukunft. Mit Formaten wie dem Azubi-Speed-Dating bringe die IHK zu Essen Unternehmen und potenzielle Azubis zusammen.

Wo sieht sich Jutta Kruft-Lohrengel in zehn Jahren? „In zehn Jahren bin ich 72. Ich hoffe doch schwer, dass ich dann immer noch gesund und neugierig im Leben stehe. Zu tun gibt es jedenfalls genug.“

Text erstellt durch Maria Leipold – Text. PR. Lektorat.