Was ist eigentlich ein Typ? Und was macht einen Menschen zum Typ? Diese Fragen standen im Mittelpunkt eines spannenden Club-Abends mit Richard Röhrhoff, Experte für emotionale Kommunikation und Finanzvorstand beim Marketing-Club Ruhr. Konkret ging es bei seinem Vortrag um den von ihm geleiteten Oberbürgermeister-Wahlkampf für Thomas Kufen in Essen im Jahr 2015: Röhrhoff plauderte aus dem Nähkästchen und erzählte, wie aus einem engagierten CDU-Landtagspolitiker mit überschaubarer Bekanntheit ein profilierter und populärer Oberbürgermeister wurde.

„Um entscheiden zu können, ob man dem Kandidaten das OB-Amt zutraut, musste sich der Wähler ein Bild von ihm machen“, so Röhrhoff. Doch genau da lag das Problem. Umfragen und interne Analysen hatten nämlich gezeigt: Thomas Kufen war in der politischen Klasse in seiner Funktion als Politiker bekannt, doch kaum jemand wusste, wer er ist und wofür er steht. Diese Differenz zwischen Außen- und Fremdwahrnehmung galt es zu überbrücken – Kufen musste als Typ bekannter werden.
„Wir wollten Thomas Kufen als Menschen zeigen, nicht als Politiker“, erklärt Röhrhoff. Also musste der Kandidat seinen potenziellen Wählern etwas über sich erzählen: eine anfangs für ihn ungewohnte Aufgabe. Noch recht früh im Wahlkampf veröffentlichte das Team einen Film, in dem Kufen sich vorstellte und über seine Werte sprach – und nicht über Politik. Die Resonanz sei riesig gewesen, so Röhrhoff: „Für Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, ist die wichtigste Botschaft: Steh zu dir selbst!“
Die Bekanntheit steigern war also eine Aufgabe, die andere war eine authentische Positionierung als leidenschaftlicher Mensch, Malocher und Essens neuer Oberbürgermeister. Doch wie sollte der Kandidat als Typ auf die Wähler wirken? Für Röhrhoff und seine Mitstreiter war die Sache klar: „So wie Thomas Kufen als Mensch ist – witzig und humorvoll, ernsthaft und respektvoll, offen, freundlich und auch ehrgeizig.“
Im Zentrum der Kampagne stand der Dialog: So organisierte das Wahlkampfteam eigene Veranstaltungen, bei denen Thomas Kufen offen mit den Bürgern in den Dialog trat. Die Idee dahinter war: Jeder bekommt von Kufen ein Feedback auf sein persönliches Anliegen – wenn nötig auch nach der Veranstaltung. „Das Interesse an diesem Format war sehr groß und wuchs durch Mund-zu-Mund-Propaganda“, so Röhrhoff.
Das Prinzip Dialog aus der Talk-Reihe „Thomas Kufen persönlich“ wurde zum Grundstein für alle anderen Maßnahmen wie beispielsweise Social Media (noch heute bearbeitet OB Kufen seinen Facebook-Account selbst), Gespräche an den Wahlkampfständen, aber auch klassische Wahlbriefe per Post. Gab es bei den Adressaten Gesprächsbedarf, schwang Kufen den Telefonhörer. Für Röhrhoff steht rückblickend fest: „Erst dieses Zusammenspiel aus analog und digital machte die Kampagne komplett.“
Der Ausgang der Wahl gab den Strategen recht: Der Herausforderer siegte klar gegen Amtsinhaber Reinhard Paß. „Heute, knapp anderthalb Jahre nach der Wahl, genießt Thomas Kufen hohe Bekanntheits- und Beliebtheitswerte“, unterstreicht Röhrhoff.
Unterstützt durch Mintrop Stadthotel Margarethenhöhe
Text verfasst durch Sonja Strahl (www.strahl-texte.de)
Dankeschön für den Referenten von Clubpräsident Hans Piechatzek Referent Richard Röhrhoff Referent Richard Röhrhoff über den Oberbürgermeister-Wahlkampf 2015